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Künstler: The mars volta Album: Frances the mute Erscheinungsjahr: 2005 Anspieltipp: Gesamtkunstwerk Autor: Markus Kaum ein anderes Album im Jahre 2005 wird mehr polarisieren als das neue Juwel aus der Schmiede The Mars Volta, da bin ich mir sicher. In 5 Songs, die es auf eine oberamtliche Spielzeit von rund 77 Minuten bringen, sprengen die ehemaligen At the drive-in Musiker Omar Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler-Zavalas jegliche Fesseln der Rockmusik und kreieren einen faszinierenden Trip durch mindestens 30 Jahre Musikgeschichte. The Mars Volta durchbrechen Stilgrenzen als wären sie nicht vorhanden, scheren sich letztendlich sogar einen feuchten Kehricht um die Erwartungshaltung der zahlreichen „De-loused in the comatorium“-Käufer und zeigen in beeindruckender Manier, was das Wort Ideenreichtum wirklich bedeuten kann. Hier findet man Songstrukturen, die nicht von diesem unserem Planeten zu sein scheinen. Völlig ausgeflippt anmutende minutenlange Instrumentalpassagen treffen auf freakige Soundspielereien, während der grandiose, häufig fast hypnotisch daherkommende Gesang entweder in spanischer oder in englischer Sprache vorgetragen wird. Wer jetzt denkt, dass all diese Versatzstücke schon auf dem göttlichen Vorgängeralbum zu finden waren, dem sei ein spöttisches „Pustekuchen!“ entgegengerufen. „Frances the mute“ ist deutlich sperriger, gewaltiger und vor allem wahnsinniger geworden. Um es kurz zu machen, wer den Jungs bei „De-loused in the comatorium“ schon kaum noch folgen konnte, wird nun vollends den Faden verlieren. Der Bezug zur Mutterband At the drive-in kann nur noch in den seltensten Momenten festgestellt werden. Am ehesten erinnern die Vocals von Cedric Bixler-Zavalas noch an die Vergangenheit, wenngleich diese auch häufig entfremdet aus den Lautsprechern hallen. The Mars Volta erschaffen sich stattdessen ein musikalisches Paralleluniversum, welches lediglich von ihnen selber bewohnt wird. „Frances the mute“ gleicht eher einem abgedrehten Hörspiel als einem normalen Album. Manchmal hat man den Eindruck, man bekäme überhaupt keinen Gesang mehr zu hören, urplötzlich aber erklingt er wieder in voller Pracht, sich seinen Weg durch die Geräuschkulisse bahnend. Auch muten allerlei Soundeinsprengsel beim ersten mal Anhören mehr als seltsam an, hat man jedoch erst einmal Zugang zu dem Gesamtkunstwerk gefunden, fügen sich auch diese in das farbenprächtige Mosaik ein. Illustre Gäste (z. B. Flea, John Frusciante) geben sich ebenso wie die unterschiedlichsten Instrumente (z. B. Saxophon, Piano) die Klinke in die Hand. Was bei anderen Bands für eine maßlose Überfrachtung sorgen würde, integriert die Band grandios in ihr Soundgerüst. The Mars Volta sind die wahren Virtuosen des neuen Jahrtausends. Was Led Zeppelin in den 70ern angefangen haben, führt diese Göttercombo spätestens mit „Frances the mute“ in neue, unerforschte Dimensionen.
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